Sexualdelikte wie Vergewaltigung, sexuelle Nötigung oder ein sexueller Übergriff werden hart bestraft und haben weitreichende Konsequenzen – für Opfer und Täter.
Hier erfahren Sie, was der § 177 StGB bestraft, welche Strafen bei den oben genannten Delikten drohen und wie sich Beschuldigte nach einer Anzeige verhalten sollten.
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Was versteht man unter Vergewaltigung?
Eine Vergewaltigung liegt vor, wenn eine Person durch Anwendung von Gewalt, durch Drohung mit einer Gefahr für Leib oder Leben oder durch Ausnutzung einer hilflosen Lage einer anderen Person sexuelle Handlungen aufzwingt, die mit dem Eindringen in den Körper verbunden sind.
Was ist eine beischlafähnliche Handlung?
Unter beischlafähnlichen Handlungen werden sexuelle Handlungen verstanden, bei denen das Opfer auf besonders erniedrigende Weise zum Objekt der sexuellen Willkür des Täters wird. Gemäß dem Gesetz sind hierbei Handlungen gemeint, bei denen ein Eindringen in den Körper des Opfers erfolgt, sei es oral, vaginal oder anal, unabhängig davon, ob dies durch Finger oder andere Gegenstände erfolgt. Eine beischlafähnliche Handlung ist demnach beim vollzogenen Oral- oder Analverkehr gegeben, jedoch nicht bei einem Zungenkuss.
Wie hoch ist die Strafe bei Vergewaltigung?
Die Vergewaltigung sieht Freiheitsstrafen zwischen zwei und fünfzehn Jahren vor. Geldstrafen sind grundsätzlich nicht möglich.
Die konkrete Strafe ist von der Art und Schwere der Tathandlung sowie den Hintergründen der Tat, der Persönlichkeit des Täters und die Beziehung zwischen Täter und Opfer abhängig.
Wie hoch ist die Strafe bei Vergewaltigung mit einer Waffe?
Die Vorschriften § 177 Abs. 7 und § 177 Abs. 8 des Strafgesetzbuches erfahren eine weitere Verschärfung des Strafrahmens. Die Qualifikation der schweren Vergewaltigung tritt ein, wenn der Täter entweder eine Waffe oder ein anderes gefährliches Werkzeug bei sich führt, ein Werkzeug oder Mittel bei sich trägt, um den Widerstand des Opfers durch Gewalt oder Drohung mit Gewalt zu überwinden oder das Opfer in Gefahr einer schweren Gesundheitsschädigung bringt. Eine besonders schwere Vergewaltigung liegt vor, wenn der Täter bei der Tat entweder eine Waffe oder ein anderes gefährliches Werkzeug verwendet oder das Opfer körperlich schwer misshandelt oder durch die Tat in die Gefahr des Todes bringt. Der Mindeststrafrahmen für diese Straftaten beträgt mindestens drei Jahre bzw. mindestens fünf Jahre Freiheitsstrafe.
Was ist ein sexueller Übergriff?
Um einen sexuellen Übergriff zu begehen, müssen sowohl eine sexuelle Handlung als auch ein erkennbarer entgegenstehender Wille vorliegen.
Was ist eine sexuelle Handlung?
Sexuelle Handlungen werden definiert als körperliche Berührungen zwischen dem Opfer und dem Täter, die entweder vom Täter an einer anderen Person vorgenommen werden oder von einer anderen Person am Täter durchgeführt werden. Nicht alle körperlichen Berührungen sind jedoch als sexuelle Handlungen zu betrachten, sondern es kommt darauf an, ob sie nach äußerem Anschein als sexuell anzusehen sind. Eine Handlung gilt in jedem Fall als sexuell, wenn sie eindeutig auf sexuelle Aspekte bezogen ist.
Eine sexuelle Handlung sind z.B.
- Geschlechtsverkehr (oral, vaginal oder anal)
- Berühren von Brust, Penis und Scheide
- Küssen
Wann ist ein entgegenstehender Wille gegeben?
Die sexuelle Handlung muss gegen den erkennbaren entgegenstehenden Willen des Opfers erfolgen.
Das kann beispielsweise verbal durch ein „Nein!“, ein „Hör auf!“ oder „Ich will das nicht“ geschehen. Ebenso möglich ist ein nonverbales Verhalten des Opfers – etwa ein Wegdrücken, Wegstoßen oder Weinen.
Entscheidend für die Begehung eines sexuellen Übergriffs nach § 177 StGB ist die Feststellung, dass der Täter trotz des erkennbaren entgegenstehenden Willens des Opfers sexuelle Handlungen durchgeführt hat. Die Beurteilung der Erkennbarkeit erfolgt dabei anhand eines objektiven Maßstabs eines neutralen Dritten. Dieser Punkt stellt in der Praxis oft eine große Herausforderung bei der Beweisführung dar und kann auch zu falschen Anschuldigungen führen.
Wie hoch ist die Strafe bei einem sexuellen Übergriff?
Ein sexueller Übergriff wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren, bzw. mit Freiheitsstrafen nicht unter einem Jahr geahndet. Es droht eine Eintragung im Führungszeugnis. Eine Geldstrafe kommt bei diesem Delikt grundsätzlich nicht mehr in Betracht.
Die konkrete Strafe im Einzelfall ist von vielen Faktoren abhängig, sodass eine pauschale Vorhersage nicht möglich ist. Entscheidend sind z.B. etwaige Vorstrafen, die Schwere der Tathandlung, die Beziehung zum Opfer und das Verhalten nach der vorgeworfenen Tat.
Was ist eine sexuelle Nötigung?
Eine Qualifikation zum sexuellen Übergriff ist die sexuelle Nötigung.
Wie bereits beim sexuellen Übergriff bedarf es einer sexuellen Handlung und eines erkennbaren, entgegenstehenden Willens bzw. eine Situation, in der das Opfer keinen klaren entgegenstehenden Willen bilden kann. Die strafschärfende Qualifikation zum Grundtatbestand besteht in der Anwendung oder Ausnutzung eines Nötigungsmittels.
In § 177 Abs. 5 Nr. 1 – 3 StGB sind folgende Varianten genannt:
- Anwendung von Gewalt
- Anwendung von Drohungen
- Ausnutzen einer schutzlosen Lage
Was heißt Anwendung von Gewalt?
Unter einer Gewaltanwendung wird jede Kraftentfaltung verstanden, die als körperlicher Zwang empfunden wird.
In der Rechtsprechung wurde die Anwendung von Gewalt etwa in folgenden Situationen bejaht:
- Auseinanderdrücken der zusammengepressten Beine
- Freiheitsberaubung durch Versperren der Wohnungstür und Abziehen des Schlüssels
- Festhalten oder Packen des Opfers
- Legen auf das Opfer
- Zuhalten des Mundes
- Schläge, Tritte
Für den Tatbestand gemäß § 177 StGB ist es zudem erforderlich, dass die Gewalt ausschließlich zum Zweck der Erzwingung einer sexuellen Handlung angewendet wird. Wenn die Gewaltanwendung aus anderen Gründen erfolgt, wird der Tatbestand des § 177 StGB nicht erfüllt.
Was heißt drohen?
Der Täter muss dem Opfer mit einer gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben drohen.
Die Drohung muss von einiger Erheblichkeit sein. Mithin wiegt das Übel, dass der Täter in Aussicht stellt, also schwerer als in § 177 Abs. 2 Nr. 5 StGB (Sexueller Übergriff).
Die Drohung kann wörtlich oder durch schlüssiges Handeln zum Ausdruck kommen. Erfasst sind z.B.
- Todesdrohungen
- Androhung von Schlägen
- drohende Blicke und Gesten
Was versteht man unter dem Ausnutzen einer schutzlosen Lage?
Wenn ein Täter eine schutzlose Lage ausnutzt, bedeutet das, dass das Opfer sich aufgrund der Handlungen des Täters schutzlos und wehrlos fühlt. Dies tritt auf, wenn die Möglichkeiten des Opfers, sich zu schützen oder zu verteidigen, so stark eingeschränkt sind, dass es den Einflüssen des Täters hilflos ausgeliefert ist.
Die schutzlose Lage kann sich aus den äußeren Umständen als auch aus in der Person des Opfers liegenden Umständen ergeben.
Das sind z.B.:
- Einschließen in einen Raum
- Abgelegenheit des Tatortes
- Unterlassen von Gegenwehr gegen den Täter
Damit der Tatbestand erfüllt ist, muss der Täter den entgegenstehenden Willen des Opfers durch die Herbeiführung oder Ausnutzung einer schutzlosen Lage brechen. Wenn das Opfer aufgrund von Drogen oder Alkohol in einem Rauschzustand ist und deshalb keinen entgegenstehenden Willen bilden kann, nutzt der Täter zwar eine schutzlose Lage aus, bricht jedoch keinen Willen. In diesem Fall kann der Täter höchstens wegen eines sexuellen Übergriffs bestraft werden.
Wie hoch ist die Strafe bei einer sexuellen Nötigung?
Die sexuelle Nötigung ist mit Freiheitsstrafen von mindestens einem Jahr bis hin zu fünfzehn Jahren bedroht. Geldstrafen sind nicht möglich.
Die Strafe im Einzelfall kann nicht pauschal vorhergesehen werden. Sie ist von vielen Faktoren – z.B. vorhandene Vorstrafen, Art und Schwere der Tat, das Nachtatverhalten, die Person und Persönlichkeit von Täter und Opfers sowie das Verhältnis zwischen Täter und Geschädigten – abhängig.
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